Psy.Blog();

Hallo, liebe Medien-/Musikindustrie!

Verfasst: 30.08.2012 | Kategorie: Meinungen

Aus aktuellem Anlass möchte ich mal etwas zu einem sehr brisantem Thema schreiben. Verweisen möchte ich hierbei vor allem auf die Artikel Musikindustrie: Angeblich große Mehrheit für Urheberrechtswarnungen (golem.de) sowie Justizministerin: Three Strikes "mit mir nicht" (heise.de).

Kurz: Die Medienindustrie (Musik, Film und Buch) möchte ein Warnhinweismodell, das Nutzer warnt, wenn sie einen Urheberrechtsverstoß begehen.

Aus technischer Sicht: Ausspionage aller getätigten Down- und Uploads - wohl auch wenn diese verschlüsselt sind? - durch den Staat und automatische Erkennung solcher Verstöße. Gut, wenn die Erkennung so funktioniert wie bei den mobilen Apps, die einem sagen, wie ein gerade gehörtes Lied heißt, kann ich mir die technische Umsetzung durchaus vorstellen. Man lasse dabei aber die dezimierte Privatsphäre und den extrem steigenden Energieaufwand einmal "außer Acht".

Aus sozialer Sicht: Bundesweite Verbreitung von Angst, Machtausübung und Unterdrückung. Rücksichtslosigkeit gegenüber sozial Schwächeren, die kaum von ihrer Arbeit essen können und vielleicht auch gerne mal Musik hören möchten, um ihren erdrückenden Alltag zu vergessen.

Die Holzhammermethode eben. Wir sind halt nur kleines Vieh, das von den hohen Alphatieren gegen einen geringen Obolus mit Musik und Film gefüttert wird, und wenn jemand zu gierig ist oder aus der Reihe tanzt, wird er nieder gemacht, weil er nicht artig war. Warum kommt mir das nur so bekannt vor? Klingt irgendwie nach Ländern mit einer Diktatur der negativen Art oder einer fanatischen Religion.

Naja, wie dem auch sei. Ich will hier in erster Linie niemanden beschimpfen oder schlechtreden, sondern ein paar Ideen mit der Welt teilen, die schon sehr lange in meinem Kopf rumschwirren.

Denn, Leute, jetzt mal ehrlich: Fällt euch denn wirklich nichts besseres mehr ein, als eure Kunden und Abnehmer nur unter Druck zu setzen? Denkt ihr wirklich, ihr löst das Problem da auch nur annähernd bei der Wurzel? Ist das aus eurer Sicht wirklich der beste Weg, den man einschlagen kann? Gibt es keine Lösungen, von denen beide Seiten profitieren können - Ihr Mediengesellschaften und wir Verbraucher? Wisst ihr eigentlich, wovon und wegen wem ihr am Leben bleibt? Wir Verbraucher sind doch eigentlich eure Lebensquelle. Ohne uns habt ihr niemanden, an den ihr eure Musik und eure Filme verkaufen könnt. Geht man so mit denjenigen um, von denen man direkt abhängig ist?

Und speziell an die Musikindustrie: Wisst ihr eigentlich noch, was Musik überhaupt ist? Woher sie kommt, wofür und warum sie existiert? Nein, Musik ist kein Rohstoff, der nur dazu dient, verkauft zu werden, um möglichst viel Geld daraus zu scheffeln! Da habt ihr etwas missverstanden, wie es mir scheint.

Musik ist etwas, das aus dem Herzen kommt. Gefühle, die man mit anderen teilen möchte. Bereits hier fängt es an: das Teilen ist ein Grundbaustein der Musik. Was bringt Musik, wenn sie niemand kennt? Es wird von euch bereits Geld verlangt, bevor man Musik in der Theorie kennen kann. Aber wer kauft bitte etwas, das er nicht kennt? Einige Musik kennt man durch Radio und TV, aber selbst hier verlangt ihr Geld von den TV- und Radio-Sendern. Was wenn es die nicht gäbe? Für einige Musik trifft das sogar zu, da nicht jede Musik in TV und Radio gespielt wird. Findet ihr nicht, dass hier ein Logikfehler versteckt liegt? Ich kaufe Musik zumindest erst, wenn ich sie kenne. Denn dann weiß ich, wofür ich Geld ausgebe. Um Geld auf gut Glück auszugeben, ist es mir zu wertvoll.

Ein wundervolles Beispiel und vor allem ein Beweis dafür, dass ein Vermarktungskonzept, dass sich vom Kaufzwangsmodell grundlegend unterscheidet, ist das jenige, das vom Musiklabel "Uhrlaut" eingesetzt wird. Es verbreitet gezielt die Musik seiner Musiker kostenlos im Internet, um einen gewissen Bekanntheitsgrad zu erreichen. Parallel dazu wird die selbe Musik allerdings auch als normale CD im Handel verkauft. Ein Problem hat dieses Label allerdings erkannt: Dass allein durch CDs kein großer Gewinn ins Haus kommt. Deswegen hat sich dieses Label überlegt, neben CDs noch weitere Einnahmequellen zu schaffen und verdient jetzt vor allem an Lizenzen für Werbespots, Live-Tourneen, Merchandising und - ja, man glaubt es kaum - Vinyl (Schallplatten)! Und wisst ihr was? Das Konzept funktioniert. Findet ihr es nicht seltsam, dass ein kleines, kaum bekanntes Label erfolgreich nach diesem Konzept lebt, ihr das aber nicht schafft (bzw. schaffen wollt)?

(Quelle: CAMPUS PARTY EUROPE 2012: "Bitte kopieren Sie diese Musik")

Ich als starker Musikhörer mache mir deswegen oft Gedanken darüber, was man an der derzeitigen Art, Musik zu hören, ändern kann. Ich bin ja generell eher unzufrieden, was die Art und Weise anbelangt, wie die Musik-CD ins digitale Format übertragen wurde. Es handelt sich ja lediglich um die digitale Form der Musikstücke auf einer CD. Was ist mit dem Rest eines Albums? Hier findet sich noch extrem viel Potential.

Beispielsweise könnte man neben den Musikstücken auch die Songtexte mitliefern. Das MP3-Format bietet eh ein spezielles Tag dafür, um die Lyrics eines Songs direkt in die Datei zu speichern. Es gibt auch die *.lyr-Dateien, in denen zusätzlich noch gespeichert werden kann, zu welcher Zeit welche Zeile gesungen oder gesprochen wird. So kann man die Texte automatisch langsam mitscrollen lassen. Ich würde viele Musikstücke besser kennen lernen. Aber hat man nur die digitale Art der Musik, ist ein Nachlesen der Texte in den meisten Fällen gar nicht möglich. Webseiten, die Songtexte veröffentlichen und bereitstellen sind bereits wieder illegal. Höre ich Musik auf meinem PC, Tablet-PC oder Smartphone wünschte ich mir, nur einen Button meinem Musikprogramm drücken zu müssen, um den Text des aktuellen Musikstücks vor Augen zu haben. Das ist technisch eine Kleinigkeit und ohne Probleme umzusetzen. Es müssten halt alle Stellen mitspielen, mitunter auch die Musiklabels, von denen die Texte - zusammen mit der Musik - eigentlich zur Verfügung gestellt werden sollten.

Dann wünschte ich mir gelegentlich das selbe mit Bildern. Von einigen Bands gibt es wirklich schöne Bilder, die man ebenfalls zeigen könnte. Oder man könnte über die Musikanwendung direkt Informationen zu einer Gruppe begutachten. Nachlesen, wie die Bandmitglieder heißen, wo sie herkommen und so weiter. Notfalls kann man sich bei diesen Informationen auch bei last.fm bedienen. Dort gibt es bereits eine sehr ausgiebige Datenbank, die ein einwandfreier Lieferant dafür sein könnte.

Wenn ihr meint, könnt ihr das auch als bezahlte Zusatzleistungen anbieten. Gezielt denke ich hierbei übrigens an Streamingdienste wie Rdio und Deezer. Da hier sowieso alles dynamisch übers Internet übertragen wird, kann man auch die Texte, Infos und Bilder mitliefern.

Zum Thema Zusatzleistungen könnte man auch noch überlegen, spezielle Versionen von Songs zusätzlich gegen Entgelt zu verkaufen, sodass man für bestimmte Titel (Remixe, alternative Versionen, Live-Aufnahmen usw.) eine extra Lizenz erwerben muss, um diese in voller Länge streamen zu können. Auf diesem Wege könnte man außerdem auch noch Musikvideos vertreiben.

Problem: Was passiert wenn ein Streamingkunde sein Abo kündigt? Lösungsvorschlag: Er darf alle extra erworbenen Titel behalten. Das könnte man außerdem auch bei allen anderen Musikstücken so handhaben. Quasi: Während eines gültigen Abos streamen größtenteils möglich, endgültiger Kauf grundsätzlich für jeden Titel möglich. Daraus folgt, einige Titel sind nur durch Kauf erhältlich, um einen Anreiz dafür zu schaffen.

Man kann hier vielleicht noch ein teureres Abo-Modell einführen, in dem alle oder einige Zusatzdienste bereits inklusive sind. Aktuell ist es ja in der Regel so: Normales Abo kostet 5 Euro im Monat, eines, das auch an mobile Apps streamt, kostet 10 Euro im Monat. Hier könnte man noch eines oder zwei für 12 bis 15 Euro oben draufsetzen, mit denen man auch alle Musikstücke streamen kann oder bei dem auch Musikvideos inklusive sind beispielsweise.

Wie ihr seht, es ist noch so viel Platz für Innovation in diesem Bereich. Vielleicht hat noch jemand eine andere wundervolle Idee, die den Markt weiter anheizen könnte. Lasst eurer Kreativität freien Lauf!

Ach, eine Bitte an die App-Entwickler noch: passt eure Android-Apps doch bitte ein kleines Stück mehr an Tablets an. Es ist einfach ein Graus, auf einem Tablet mit überdimensionierten Smartphone-Apps rumhantieren zu müssen. (Das ist meiner Meinung nach übrigens eine Entscheidung, die Google verbockt und Microsoft richtig gemacht hat. Aber das ist jetzt ein ganz anderes Thema. Aber ich hab mir schon überlegt, ein Blog zum Thema "Analyse von Android (aus der Sicht eines kleinen Windows-Vertreters (der aber sehr offen für Neues ist))" zu verfassen.)

Ich denke, jetzt ist alles niedergeschrieben, was niedergeschrieben werden wollte. Ich hab diese Gedanken jetzt schon mehrere Wochen mit mir herumgeschleppt. Welche Erleichterung!

Und ich sehe auch jetzt erst, wie viele Gedanken das überhaupt waren. Fehler, Unstimmigkeiten und seltsame Formulierungen dürfen behalten werden, denn ich habe sehr lange an diesem Beitrag gesessen, ihn an einem Tag geschrieben und es ist jetzt Zeit, ins Bett zu gehen. Auch entschuldigen möchte ich mich, wenn der Anfang etwas harsch wirken sollte, aber zum Glück bin ich eh nicht jemand, der gerne mit Kraftausdrücken jongliert.

In diesem Sinne beende ich nun diesen Beitrag und wünsche allen einen schönen Tag

Euer Psai :)

PS: wen es interessiert: ich habe bereits mit den Arbeiten an AWE!write² angefangen. Das Logo ist fertig (ja, ein richtig Schönes sogar), die Layouts der Webseite sowie der Anwendung selbst stehen bereits und die neue Domain ist bestellt und bereits funktionstüchtig, aber der Inhalt ist noch ein kleines Tohuwabohu - also geduldet euch noch ein wenig.

Kommentare

1
»Kitti« am 31.08.2012

Den Beitrag von dir hier find ich sehr interessant und vor allem genial und intelligent. Den harschen Einstieg, wie dus nennst, find ich gar nicht so schlimm, der macht eher neugierig und das Thema ist ja auch ein sehr heikles und betrifft uns eigentlich alle.

Ich könnte hier seitenweise über die GEMA und die Stasi 2.0 (du nanntest es Holzhammermethode) rumragen, aber ich unterschreib deine Worte einfach mal.

Es bringt einfach nie was, wie die an irgendwas herangehen. Statt intelligent zu handeln und sich der modernen Welt anzupassen, wird einfach auf alles eingeprügelt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Und es wird fröhlich weiter kopiert.

Kurzum: Idioten.

Kommentar verfassen